Der Andalusier ist bekannt für seine Sensibilität, Arbeitsbereitschaft , sein freundliches Wesen und die Fähigkeit, einen engen Bezug zum Menschen aufzubauen. Sie erfordert aber auch und gerade deshalb ein großes Gespür für Gemütszustände zwischen Unverständnis und Leistungsbereitschaft, Angst und Mut, Sanftheit und Temperament – dieser Grad kann sehr schmal sein. Diese Pferde wollen in ihrer Wesensart erkannt werden.
Cortijero war fünf Jahre alt und nicht gerade klassisch ausgebildet: ein typisches Korrekturpferd. Ich erkannte jedoch hier eine gute Chance, ihn zu korrigieren, und der Gedanke Nuno Oliveiras galt auch für mich: die Wahl eines Pferdes ist zunächst eine Liebesaffaire.
Wichtig bei dieser Korrekturarbeit ist es, sich genug Zeit zu lassen und Geduld zu haben, viel Fordern, wenig erwarten und mit guten Schritten zufrieden sein, damit das Pferd die Korrekturschritte verstehen kann. Ich fing an, mit ihm an der Hand zu arbeiten, um erst mal Vertrauen vom Boden aus zu bekommen.
Die Arbeit unter dem Reiter mußte ganz von vorne beginnen. Er mußte lernen, loszulasssen, zuzuhören und sich zu entspannen. Er machte gute Fortschritte und nach einiger Zeit kam die Arbeit an der Doppellonge dazu. Auf einigen öffentlichen Auftritten konnte er dann zeigen, was er gelernt hat.
Es folgten viele schöne Jahre, ich konnte meine Hilfengebung immer mehr verfeinern.
Ein Höhepunkt folgte dann im Jahr 2007 , als Jean-Claude Racinet uns beide unterrichtete.
Trotz Nieselregen hat es großen Spaß gemacht, mit ihm zu arbeiten.
Nachdem er sich zuerst über uns ein Bild gemacht hatte, begannen wir am ” gemessenen Schritt” zu arbeiten. Weitere Schwerpunkte waren das Rückwärtstreten, der Galopp und der Weg in die “halben Tritte” .
Zwischendurch konnte sich Cortijero auch einmal mit dem Meister unterhalten!!
Seine ruhige, feine Art mit den Pferden zu arbeiten und sich ihnen verständlich zu machen, begeistert mich immer wieder .
Im Mai 2008 durfte ich ihn für ein weiteres Seminar nach Bochum holen und auch noch einmal auf meinem Platz mit ihm arbeiten!
Am 5. Mai 2008, diesmal bei Sonnenschein, war Herr Racinet wieder bei uns. Auch für mich ist die Weiterentwicklung unerlässlich, und dieser Mensch hatte soviel zu erzählen, mitzuteilen und weiterzugeben aus einem unerschöpflichen Wissens- und Erfahrungsfundus in der Reiterei, der Osteopathie und des Verständnisses Pferd –er bot mir eine bis dato für mich einzigartige, umfassende und ganzheitliche Sichtweise der Pferdeausbildung.
Wir besprachen die Entwicklung der letzten Monate und aufgetretene Probleme: Cortijero blockierte im Laufe des Winters immer wieder im Genick. Herr Racinet zeigte mir, wie ich die Blockade lösen kann und mein Pferd arbeitete wieder sehr zufrieden und locker. Ich bekam viele neue Tipps für seine Ausbildung. Einen ganz lieben Dank an Herrn Racinet für diese interessante Lektion und an Pascale Berthier für die Hilfe bei der Übersetzung!
Noch 3 weitere Jahre konnte ich mit Cortijero arbeiten, Dinge verfeinern, die ich mit Herrn Racinet angefangen hatte, wie den gezählten Schritt und die Versammlung im Galopp.
Im November 2011 mußte ich meinen Cortijero aufgrund einer schweren Kolik einschläfern lassen, ein großer Verlust für mich!
Ich lernte Angelika Wald kennen, die mir aus Cortijeros Schweifhaaren ein wunderschönes Armband flocht, so habe ich eine bleibende Erinnerung an dieses besondere Pferd. ( Link zu Akis Werstättle )